Ich habe immer alles gemacht, was ich eigentlich nicht machen durfte. Meine Eltern sagten immer: ‚du bist nicht in Europa, du bist hier, du musst dich an die Regeln halten.‘ Und es geht nicht nur um Sexualität, es geht um Frauenrechte allgemein. Nur, weil ich eine Frau bin, durfte ich viele Sachen nicht machen. Meine Brüder schon, die durften alles und das hat mich einfach angekotzt. Ich konnte nicht mehr.

Laila


„Es macht mich traurig, dass ich nicht so offen sichtbar sein kann, wie ich es mir wünsche“, sagt Laila unter Tränen, als sie die Fotos von sich für die Kampagne anschaut und sich für ein Foto entscheidet, auf dem sie nicht zu erkennen ist.

Laila ist in Haifa geboren und aufgewachsen. Sie lebte in Beziehungen mit Männern, bis ihr durch den Kuss mit einer Frau mit 24 Jahren klar wurde: sie ist lesbisch.

Was ihr durch Familie und Glauben als Verbot, von der Gesellschaft als Tabu vermittelt wurde, hat sich für sie richtig angefühlt. Nachdem sie in ihrem Zuhause eingesperrt und sogar ein Imam sie “heilen” sollte, hat sie sich nach sechs Jahren inneren und äußeren Kämpfen und viel Leid dazu entschieden, ihre Heimat zu verlassen.

Seitdem lebt sie ein Doppelleben: in Deutschland genießt sie ihre Freiheit als emanzipierte lesbische Frau, die auf dem CSD ihre Liebe feiert und Liebeskummer nicht aufgrund von Verbot und Verheimlichen erlebt, sondern aufgrund gescheiterter Beziehungen, die sie in Deutschland mit Frauen offen leben kann. Ihre Familie geht davon aus, sie sei “geheilt” und lebe allein.

Im Interview erzählt uns Laila ihre Geschichte. Begleitet von ihrem Bruder, der schon immer ihr Fels war und sie so akzeptiert wie sie ist.