Welche Rolle soll und darf mein schwul Sein in meiner Funktion als Lehrperson spielen?

Andreas


Diese Frage stellt sich Andreas, Deutsch- und Englischlehrer an einer Freiburger Schule, häufig. Er selbst hat in seiner Schulzeit Homofeindlichkeit und Mobbing erlebt, was bei ihm Narben hinterlassen hat.

Heute weiß er, als Lehrer möchte er ganz authentisch vor seinen Schüler*innen stehen können und er möchte die Schule zu einem Ort machen, an dem man „frei und offen über seine Interessen, Sorgen und sogar seine Art, zu lieben sprechen kann, ohne diskriminiert zu werden“.

Die Tatsache, dass er gezweifelt hat, ob er im Rahmen des Projekts sichtbar sein möchte, hat ihn im Nachhinein bestärkt, diesen Schritt zu tun, denn…

„…heterosexuelle Lehrkräfte outen sich ständig, wenn sie davon erzählen, was sie mit ihrem Partner*innen machen, wo die Kinder zur Schule gehen oder mit wem sie irgendwelche Abenteuer am Wochenende erlebt haben. Ich komme da immer ein bisschen ins Schwitzen und muss mir überlegen: ‘wie viel kann ich da jetzt sagen, was wäre vielleicht auch eine Art Überwältigung der Schüler*innen und wo mache ich mich unauthentisch, indem ich etwas wegdrücke?’ In so einem Zwiespalt befinde ich mich ständig und das ist ein Diskurs, den ich die ganze Zeit im Kopf habe.“


Glossar

cis-ident, heteronormativ, Homophobie/ Homofeindlichkeit, FLUSS e.V. Leitperspektive Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt


Im Interview erwähnte Kurzgeschichte: ZZ Packer (2004): Drinking coffee elsewhere