Andreas
Diese Frage stellt sich Andreas, Deutsch- und Englischlehrer an einer Freiburger Schule, häufig. Er selbst hat in seiner Schulzeit Homofeindlichkeit und Mobbing erlebt, was bei ihm Narben hinterlassen hat.
Heute weiß er, als Lehrer möchte er ganz authentisch vor seinen Schüler*innen stehen können und er möchte die Schule zu einem Ort machen, an dem man „frei und offen über seine Interessen, Sorgen und sogar seine Art, zu lieben sprechen kann, ohne diskriminiert zu werden“.
Die Tatsache, dass er gezweifelt hat, ob er im Rahmen des Projekts sichtbar sein möchte, hat ihn im Nachhinein bestärkt, diesen Schritt zu tun, denn…
„…heterosexuelle Lehrkräfte outen sich ständig, wenn sie davon erzählen, was sie mit ihrem Partner*innen machen, wo die Kinder zur Schule gehen oder mit wem sie irgendwelche Abenteuer am Wochenende erlebt haben. Ich komme da immer ein bisschen ins Schwitzen und muss mir überlegen: ‚wie viel kann ich da jetzt sagen, was wäre vielleicht auch eine Art Überwältigung der Schüler*innen und wo mache ich mich unauthentisch, indem ich etwas wegdrücke?‘ In so einem Zwiespalt befinde ich mich ständig und das ist ein Diskurs, den ich die ganze Zeit im Kopf habe.“
Glossar
cis-identcis-identDie Vorsilbe ‚cis‘ wird benutzt, um auszudrücken, dass eine Person sich mit dem Geschlecht identifiziert, dem sie bei der Geburt aufgrund der Genitalien zugewiesen wurde., heteronormativheteronormativIn einer heteronormativen Gesellschaft wird von allen Menschen erwartet, dass sie cisgeschlechtlich und heterosexuell sind. Es wird also davon ausgegangen, dass jede Person nur eins von zwei Geschlechtern hat, nämlich entweder männlich oder weiblich und dass dieses Geschlecht schon bei der Geburt an den Genitalien abgelesen werden kann. Außerdem wird davon ausgegangen, dass diese Geschlechter sich grundlegend voneinander unterscheiden und sich sexuell und romantisch aufeinander beziehen. (Cis) Frauen sollen sich also nur zu (cis) Männern hingezogen fühlen und umgekehrt. Abweichungen davon, zum Beispiel queere und polyamouröse Beziehungen sowie trans* Menschen, werden unsichtbar gemacht und/oder diskriminiert., Homophobie/ Homofeindlichkeit,Homophobie/ HomofeindlichkeitHomofeindlichkeit bezeichnet die Diskriminierung von schwulen und lesbischen Menschen. Sie äußert sich z.B. durch Ablehnung, Wut, Intoleranz, Vorurteile, Unbehagen oder körperliche bzw. psychische Gewalt gegenüber schwulen und lesbischen Menschen oder Menschen, die als schwul oder lesbisch wahrgenommen werden. Internalisierte Homofeindlichkeit beschreibt, dass sich Homofeindlichkeit gegen die eigene sexuelle Orientierung und damit gegen sich selbst richtet. Dies passiert oft in einer homofeindlichen Umgebung und/oder vor dem eigenen inneren Coming Out. Wir bevorzugen den Begriff “Homofeindlichkeit”, da “Homophobie” so klingt, als wäre es keine freie Entscheidung, homosexuelle Menschen zu diskriminieren. Eine Phobie hingegen ist eine Diagnose, gegen die vorzugehen sehr schwierig ist. FLUSS e.V.FLUSS e.V.Verein für Bildungsarbeit und Beratung zu Geschlecht und sexueller Orientierung in Freiburg. www.fluss-freiburg.de Leitperspektive Bildung für Toleranz und Akzeptanz von VielfaltLeitperspektive Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/Startseite/BP2016BW_ALLG/BP2016BW_ALLG_LP_BTV
Im Interview erwähnte Kurzgeschichte: ZZ Packer (2004): Drinking coffee elsewhere